BAYER. UNTERMAIN. Sie saufen, bis der Arzt kommt. Das Komasaufen ist auch beliebt unter den Teenies am Bayerischen Untermain. Vergangenes Jahr sind 70 Kinder und Jugendliche wegen einer Alkoholvergiftung im Aschaffenburger Klinikum gelandet. Erstmals war der Anteil der Mädchen dabei höher als der der Jungen. Die jüngsten Patienten sind gerade mal 12 Jahre alt. Alarmierende Zahlen, aber der Bayerische Untermain stehe damit noch vergleichsweise gut da, erklärt Prof. Dr. Jörg Klepper, Chefarzt des Klinikums für Kinder- und Jugendmedizin in Aschaffenburg. Laut Klepper pendeln sich die Zahlen seit 2010 bei rund 65 Patienten pro Jahr ein.
14-Jährige mit 4,1 Promille!
Vergangenes Jahr landeten zwei der Patienten sogar auf der Intensivstation, darunter auch eine 14-Jährige. Sie hatte 4,1 Promille Alkohol im Blut. „Das große Problem ist: Wenn das Gehirn irgendwann so stark mit dem Gift belastet ist, dann gibt es auch Krampfanfälle und dabei kann man auch sterben. Ein Spiegel von 4 Promille ist an sich schon häufig tödlich“, beschreibt der Leitende Arzt der Pädiatrischen Intensivmedizin, Dr. Christian Wieg, die Gefahren des Komasaufens. Ein weiteres Problem sind Verletzungen, die im Suff passieren. 2010 stürzte ein 15-Jähriger mit dem Gesicht auf ein Balkongerüst. Sein Auge wurde so schwer verletzt, dass die Ärzte es nicht mehr retten konnten.
Neben Alkohol auch andere Drogen im Spiel
Die Mediziner testen die Teenies heute auch auf weitere Drogen wie Haschisch und Marihuana. „Schwierig nachzuweisen sind moderne Designerdrogen und K.O.-Tropfen. Deshalb müssen wir uns meist auf die Befragung der Patienten und deren Freunde verlassen – die trinken ja in der Regel nicht allein“, sagt Prof. Dr. Jörg Klepper. Drogencocktails verschlimmern den Zustand der betrunkenen Kids und Jugendlichen. Dabei kann Alkohol allein schon verheerende Folgen haben. „Natürlich sehen wir schon bei Jugendlichen, die regelmäßig Alkohol trinken, Veränderungen in der Leberfunktion. Aber noch wichtiger ist, was Alkohol im Gehirn anrichtet. Bedrohlich sind regelmäßige Vergiftungen: Dann kommt es zu Beeinträchtigungen in der Hirnentwicklung bei Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen“, so Dr. Christian Wieg.
„Die Eltern sind der Schlüssel!“
Viele junge Menschen kennen ihre Grenzen noch nicht und testen sie in der Pubertät aus. Das ist laut den Ärzten auch beim Alkohol normal und wichtig. Ansprechpartner bei Fragen und Problemen finden die Teenies unter anderem im städtischen Jugend- und Kulturzentrum in Aschaffenburg – kurz JUKUZ. Was im Vertrauen besprochen wird, bleibt auch hier. „Wir verstehen uns als Anwälte der Jugendlichen. Aber wenn wir merken, dass da ein tiefer greifendes Problem hinter steckt, dann wirken wir auf die Jugendlichen ein und holen uns notfalls Fachleute dazu. Dann brauchen wir auch die Eltern. Sie sind bei fast allem der Schlüssel“, weiß JUKUZ-Leiter Jimmy Roth. Auf einer Party feiern, das ein oder andere Glas Alkohol trinken – dabei gilt für Teenies wie für Erwachsene: Die Dosis macht das Gift.
The post Komasaufen bei Kids immer beliebter appeared first on Primavera 24.