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BAYER. UNTERMAIN. Wussten Sie, dass man die Kleinostheimer auch Groubern nennt oder die Röllbacher die Worzelköpp sind? Die Bezeichnungen sind sogenannte Zu-Namen. Der jüngeren Generation werden diese Ortsnecknamen wahrscheinlich wenig oder sogar überhaupt nichts sagen, dabei haben sie am Bayerischen Untermain eine lange Tradition. Früher wurden sie eigentlich benutzt, um die Nachbarorte zu ärgern. Mittlerweile findet man Begriffe wie „Ölkrügelche“ oder „Wildsäu“ im Vereinsnamen der Faschingsclubs wieder. PrimaSonntag hat passend zum ultimativen Faschingswochenende alle Namen aus der Region gesammelt.
Hasen, Raben, Esel, Schnecken
Die Herkunft dieser schrägen Namen ist fast immer auf Ereignisse aus der früheren Zeit zurückzuführen. Besonders beliebt ist der Sandhase (Erlenbach, Elsenfeld, Kahl, Kirchzell, Röllfeld und Mainaschaff), weil auf der rechten Mainseite sandhaltiger Boden ist. Aber auch andere Tiere stehen hoch im Kurs: mit Krabbe (Schneeberg), Kroake (Rottenberg) und Krocke (Weibersbrunn) sind Raben bzw. Krähen gemeint. Auch Esel, Wildsäu, Dachs oder Schnäl (Schnecken) sind bei uns vertreten.
Das Geschäft mit dem „Geschäft“
Eher beleidigend sind Begriffe wie Staffelscheißer, Wedschisser, Staffelbrunser oder Schlackeschisser. Alle stammen aus Zeiten des Hochwassers, als die Anwohner ihr Geschäft aus dem Fenster (Schlacke) oder von der Treppe (Staffel) aus verrichteten. Auch die Landwirtschaft spielt in der Namensgebung eine Rolle. Die Mechenharder Mistbraat verteilten den Mist auf dem Acker, die Stadtprozeltener Gaashöckler trugen ihre Geißböcke auf den Schultern und mit Krumbernbläser sind Kartoffeln gemeint.
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Weitere Uz-Erklärungen:
Woarschtbrieh (Wurstbrühe)
Es wird erzählt, dass in Brücken früher jemand sein Kind mit Wurstbrühe taufte.
Stehkrääsche (Dettingen)
Viele der Bewohner trugen als Bahnbedienstete die Stehkragenuniform zu ihrem Dienst.
Hoaboard (Großwelzheim)
Die Hainbärte sind rötliche Büschel, die vor allem im Raum um Großwelzheim wuchsen.
Hochseicher (Geiselbach)
Hochseicher sind Menschen, die den Urin in hohem Strahl von sich geben. Diese Bezeichnung soll verdeutlichen, dass die Geiselbacher schon immer hoch hinaus wollten.
Herrgottdiebe (Waldaschaff)
Der Legende nach, haben die Waldaschaffer einst ein Kreuz in einem Nachbarort geklaut.
Hawwernstrübber (Keilberg)
Der Ausdruck kommt vom Hafer abstreifen und wird als Hinweis auf frühere Armut sowie Felddiebstahl gewertet.
Groubern (Kleinostheim)
Mit Groubern ist die Graubirne gemeint. Im Raum Kleinostheim gab es früher viele Bäume mit dieser Frucht.
Schdeggsde Zischeune (Stockstadt)
Heißt übersetzt: Stockstädter Zigeuner - nach dem 30-jährigen Krieg, gab es in Stockstadt eine hohe Einwanderungsquote.
Kreuzköpf (Bürgstadt)
Luther wollte der Legende nach, einst die Burgstädter bekehren. Sie jagten ihn aus dem Ort und er beschimpfte sie als Kreuzköpfe.
Üzer (Reistenhausen)
Die Reistenhäuser waren dafür bekannt, andere zu verspotten, also zu uzen.
Kröpfer (Laudenbach)
Es soll früher in Laudenbach besonders viele Menschen mit ausgeprägtem Kropf gegeben haben.
Honisch (Niedernberg)
Kommt nicht von Honig, sondern vom Satz „Do hon isch“, also „Da habe ich“.
Wörzelköpp (Röllbach)
Die Sandhasen auf der einen Mainseite, blickten neidisch auf den guten Boden auf der anderen. Weil dort dicke Rüben und Co. wuchsen, erfanden sie diesen Spottnamen.
Klammhörnli (Rüdenau)
Rüdenau war eines der ärmsten Orte, hatte kaum Erntefläche. Die Nutztiere blieben dürr, ihre Hörner klein.
Kla Paris (Eschau)
Im 19. Jahrhundert gab es hier vier Jahr- und sechs Viehmärkte.
Hannjörche (Kleinheubach)
Ein Hanjörg war früher ein schlecht bewaffneter und ungeschickter Landsknecht.
Der Beitrag Der große Uz-Atlas! erschien zuerst auf Primavera24.