BAYER. UNTERMAIN/ALZENAU-MICHELBACH. Es ist Sonntag, der 28. Juni 2015, eigentlich ein Tag wie jeder andere für den damals 23-jährigen Kevin Abresch aus Alzenau-Michelbach. Er kommt gerade vom ersten Fußballtraining der Saison, zieht seinen Helm auf und steigt auf sein Honda-Motorrad. Er fährt die Staatsstraße von Albstadt nach Michelbach. Eine Strecke, die er schon dutzende Male mit seinem Motorrad gefahren ist. Was er auf seinem Heimweg noch nicht weiß: Dieser Tag wird für immer aus seinem Gedächtnis verschwinden. Die Folgen dieser Fahrt jedoch werden für immer sichtbar bleiben.
Kurz vor 16 Uhr kam der Alzenauer in einer Kurve ins Schlingern, geriet in den Gegenverkehr und prallte frontal in ein Auto. „Der komplette Tag ist völlig aus meinem Gedächtnis verschwunden“, erzählt der heute 27-Jährige. Die Folgen des Unfalls: verheerend. Die Rippen gebrochen, eine Hand zertrümmert, seine Lunge gequetscht und die wahrscheinlich schlimmste Folge: „Ich bin ab Gürtelhöhe nach unten gelähmt.“ Nachdem er in einer Notoperation wieder zusammengeflickt wurde, lag er fünf Wochen im künstlichen Koma. Ob er den Zusammenprall überleben wird, ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar. „Es war sehr kritisch. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich jung und fit bin. Sonst hätte ich den Unfall wahrscheinlich nicht überlebt.“ Diese Fahrt hat sein Leben für immer verändert, dabei war das Motorradfahren sein Hobby zum Ausgleich. „Für mich war es immer Aufsteigen und einfach mal den Kopf abschalten. Einfach fahren.“
Ein Leben im Rollstuhl
„Anfangs dachte ich mir: Wie kann das ausgerechnet mir passieren.“ Fast vier Jahre ist der Unfall jetzt her. Mittlerweile ist der 27-Jährige mit seinem Schicksal im Reinen. „Ich kann alles machen, nur eben nicht mehr laufen. Ich mache eben das Beste daraus. Ich kann jetzt nichts mehr daran ändern.“ Eine Fahrt, die aber alles verändert hat und das obwohl der Alzenauer kein unvernünftiger Fahrer war. „Ich hatte sehr großen Respekt vor meiner Maschine.“ Angst macht ihm das Motorrad nicht. „Man würde zwar sagen, dass man nie wieder fährt. Im Endeffekt würde man es dann doch machen. Auch die Kurve, die ihn die Gewalt über die Hälfte seines Körpers gekostet hat, macht ihm keine Angst. „Für mich ist es eine Kurve wie jede andere.“ Anderen Fahrern rät er zu Vor- statt zur Nachsicht. „Jede Fahrt könnte deine Letzte sein.“
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Polizeihauptkommissar Michael Zimmer
Todesmaschine auf zwei Rädern
Das Schicksal von Kevin Abresch ist kein Einzelfall. Am Bayerischen Untermain waren im vergangenen Jahr 174 Kradfahrer in einen Verkehrsunfall verwickelt. Im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 17,5 Prozent. Allein in den vergangenen drei Jahren sind dabei acht Fahrer ums Leben gekommen. Polizei Hauptkommissar Michael Zimmer weiß, wie es dazu kommen konnte. „Unfallursache Nummer 1 ist mit Abstand überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit. Dazu kommen individuelle Fahrfehler beim Bremsverhalten oder in Kurven. War der Autofahrer der Unfallverursacher, so ging meistens ein Fehler beim Abbiegen voraus oder, dass dem Motorradfahrer die Vorfahrt genommen wurde.“ Um nicht Teil der Statistik zu werden, empfiehlt Günther Zaloga, Motorrad- und Pkw-Trainer des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Schlüsselfeld: „Zum Saisonstart sollten Motorradfahrer die Technik rund ums Motorrad überprüfen. Eine funktionierende Technik ist Voraussetzung für sicheres Fahren. Außerdem muss der Fahrer wieder „eins“ mit dem Motorrad werden. Nach etwa sechs Monaten Abstinenz ist eine Eingewöhnungsphase unabdingbar. Für Pkw-Fahrer gilt: sich nach der Winterpause wieder auf Motorradfahrer einstellen. An Kreuzungen und Einmündungen besser zweimal schauen, um keinen Zweiradfahrer zu übersehen.“
Auf diesen Straßen sollten Sie besonders achtsam unterwegs sein:
–Kreisstraße AB2 rund um den „Engländer“ zwischen Sailauf und Wiesen
-B47 zwischen Amorbach und Boxbrunn
-B26 zwischen Laufach und Lohr
-Kreisstraße 2312 bei Weibersbrunn
-Staatsstraße 2305 „Hessenkurve“ zwischen Michelbach und Niedersteinbach
-Staatsstraße 2312 zwischen Hessenthal und Rohrbrunn
-Kreisstraße Mil. 6 in Weckbach-Vielbrunn
-Kreisstraße Mil. 42 Kirchzell/Buch und Mudau
Der Beitrag Kevin Abresch aus Alzenau überlebt Motorradunfall nur knapp erschien zuerst auf Primavera24.